Auch in schlechten Zeiten dem Verein die Treue halten - exclusives Interview mit Marko Siebenwirth
Warum gerade der MSV Rüdersdorf?
Nachdem es mich beruflich nach Berlin gezogen hat, habe ich paar Jahre in Berlin gespielt. Dann hat mich der damalige Brandenburger Landesligist MSV Rüdersdorf "abgeworben" und dort bin ich, mal abgesehen von einem kurzen halbjährlichem Break beim FC Strausberg, für mittlerweile zwölf Jahre geblieben. Ich bin ein Mensch, der sich ungern umgewöhnt und habe mich von Anfang an beim MSV 19 Rüdersdorf wohl gefühlt. Meine "Zuneigung" zum Verein geht sogar so weit, dass ich seit drei Jahren erster Vorsitzender hier sein darf. Das Stadiongelände in seiner Anlage ist einmalig und im Vergleich zur Umgebung nur schwer zu toppen.
Wie läuft es für dich persönlich und wie bei deiner Mannschaft in dieser Saison? Können die gesteckten Ziele noch erreicht werden?
Für mich persönlich ist es zwiespältig. Ich war am Anfang der Saison super in Form. Jedoch kommt mir die aktuelle Corona-Situation entgegen. Mich selber plagen eine Schambeinentzündung und ein Meniskusschaden. Insofern kann ich es nun auskurieren und wenn es wieder losgehen sollte, kann ich hoffentlich wieder durchstarten. Für die Mannschaft ist es schade, weil wir eigentlich unerwartet gut gestartet sind. Unsere Ziele haben wir weiterhin im Kopf und sind aktuell Tabellenerster. Somit heißt es wieder Vollgas geben, wenn es weitergeht, damit wir am Ende auch vorne sind.
Wie ist deine Gemütslage?
Ich bin sehr, sehr unzufrieden. Ich spiele seitdem ich sechs Jahre bin Fußball und ohne Sport werde ich eklig. Ich brauche den Sport und die Gemeinschaft. Das lenkt vom Alltag ab und gibt den gewissen Ausgleich. Und der wurde uns genommen. Für die Kinder finde ich es noch viel schlimmer. Die bewegen sich noch weniger und sitzen mehr vorm Fernseher, spielen Videospiele und verlieren die Lust an Fußball, wenn nicht sogar am Sport generell. Unsere Vereinsentwicklung wird hoffentlich nicht Schaden daran nehmen. Wir haben in der Corona-"Halbzeit" 20 Prozent mehr Mitglieder verzeichnen können und hoffen, dass es nach der aktuellen Unterbrechung weiter mit den Mitgliederzahlen bergauf geht.
Was machst du/die Mannschaft während der Corona-Pause?
Aufgrund der Kontaktsperre ist es schwer sich im realen Leben mit Mannschaftskollegen zu treffen. Der Kontakt wird per WhatsApp aufrecht erhalten. Persönlich halte ich mich selber fit. Ich gehe regelmäßig laufen und halte mich mit Freeletics fit, soweit es die Verletzung zulässt.
Habt ihr Aufgaben bekommen?
Ja, vom Trainer. Wenigstens einmal die Woche laufen, aber ich habe selber einen eigenen Anspruch und halte mich selber fit so gut ich kann. Ich als Vorsitzender des Vereins habe der Mannschaft und dem Verein Aufgaben gegeben. Wir versuchen, unter Einhaltung der Hygieneregeln, das Vereinsgelände und das Funktionsgebäude Step by Step zu renovieren und von Altlasten zu befreien. Aktuell wurde das DFB-Minispielfeld repariert, und alle Kabinen haben einen schönen neuen Anstrich im MSV-Look bekommen. Dann kümmern wir uns um unseren ehemaligen VIP-Container. Den werden wir wieder nett herrichten, mit einem Teamraum, der Möglichkeit Bundesliga zu schauen, einer kleinen Bar und einer funktionalen Küche. Wir haben in den letzten 15 Monaten viel bei uns organisiert und erlebt, so zum Beispiel 2019 die 100-Jahr-Feier des Vereins oder in 2020 die erste Fußballtennis-WM. Daran gilt es anzuknüpfen. Stillstand gibt es beim MSV derzeit nicht.
Wie sollte für dich die Saison weiterlaufen, wenn weitergespielt werden kann?
Für mich gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder eine Play-off-Runde in der Liga oder man streicht die Saison. So eine Entscheidung wie letztes Jahr ist meines Erachtens nicht möglich. Wenn wieder niemand absteigt, werden die Ligen viel zu groß.
Welches war die schönste/beste Saison deiner Laufbahn?
Meine schönste Saison war im Jugendbereich in der damals höchsten B-Junioren Regionalliga. Dort haben wir gegen große Vereine wie Dynamo Dresden oder Hertha BSC gespielt und waren mit dem FC Tollense Neubrandenburg in der Hinrunde Sechster. Zur Rückrunde habe ich mir leider meinen Knöchel gebrochen und konnte erst wieder im Landespokalfinale gegen Hansa Rostock das 2:1-Siegtor schießen.
Gibt es ein oder mehrere Spiele, die du nie vergessen wirst?
An zwei Spiele erinnere ich mich ganz besonders. Das war beim Pokal in Berlin bei der Zweiten von SV Lichtenberg 47 gegen die Zweite vom 1. FC Union Berlin 2005/2006. Wir waren der Underdog, Kreis- gegen Berlinliga und haben bis zur 90. Minute 2:1 geführt. Dann gab es mehrere fragwürdige Entscheidungen und wir haben in der regulären Spielzeit doch noch 2:3 verloren. Das zweite war wieder ein Pokalspiel. Im Herbst 2012 kam zu uns nach Rüdersdorf, damals noch Landesliga, die zehn Spiele lang ungeschlagenen Preussen aus Eberswalde aus der Brandenburgliga ins Stadion "Glück Auf". Ich habe damals die zwei wichtigen Tore zum 2:2 Ausgleich gemacht, die uns in die Verlängerung brachten, und in der Nachspielzeit haben wir dann 5:2 gewonnen. Pokal hat halt schon immer seine eigenen Gesetze.
Gibt es Plätze/Stadien, wo du immer wieder gerne spielst?
In der aktuellen "Olympia-Security-Arena" in Rüdersdorf natürlich. Alles andere wäre Verrat. (lacht) Im Stadion von Union Fürstenwalde und in Hennickendorf bin ich auch gerne zu Gast.
Bei welchem Verein hattest du deine schönste Zeit?
Beim 1. FC Neubrandenburg 04 in Mecklenburg-Vorpommern. Dort habe ich meine ganze Jugend gespielt und meine fußballerischen Fähigkeiten erlernt. Danach kommen aber gleich die zwölf Jahre beim MSV 19 Rüdersdorf.
Was war die beste Mannschaftsparty, die du je erlebt hast?
Die sind beim SV Lichtenberg 47 gewesen und diese dauern bis heute an. Ich habe zwei Jahre dort gespielt und es ist eine Freundschaft entstanden, so dass wir uns seit über zehn Jahren jedes Jahr zum Weihnachtsmarkt treffen und jeden Sommer einmal nach Warnemünde zum Wochenendausflug touren.
Wer ist/war dein Lieblingsspieler und warum?
Mein Lieblingsspieler trug die Rückennummer 18, wie ich. Es war Jürgen Klinsmann. Ich bilde mir ein, von der Art her früher genauso gespielt zu haben wie er. (lacht) Technisch nicht so gut begabt, im Spiel wenig aufgefallen, aber am Ende fast immer ein Tor gemacht.
Was war die größte Enttäuschung deiner Karriere?
Die beiden Abstiegsjahre beim MSV Rüdersdorf in der Landesliga und Landesklasse. Kein schönes Gefühl, wenn man ins Spiel geht und hofft, dass es "nur" einstellig bleibt. Dazu sage ich aber, man muss auch mal beim Verein bleiben, auch wenn es schlecht läuft beziehungsweise es kein Geld gibt. Zuvor habe ich dort Spieler kennengelernt, die nur wegen des Geldes Fußball spielen. Traurig.
Wo hast du auswärts nie gerne gespielt?
Überall, wo Kunstrasen ist.
Also spielst du lieber auf Naturrasen?
Ja, lieber auf Naturrasen, damit ich nächsten Tag auch normal laufen kann.
Hast du einen Lieblings-Fußballschuh?
Den Puma King.
Wer war der beste Trainer, den du hattest?
Sven Juncker, mein Jugendtrainer. Er war von der F bis zur B mein Trainer.
Bist du eher der Sommer- oder Winter-Trainingstyp?
Sommer natürlich.
Wer zahlt bei euch die meisten Strafen und warum?
Unser Strafenkatalog wird leider nicht richtig durchgezogen. Schade. Aber wenn, dann müsste ich eine Menge bezahlen, vor allem wegen Bier trinken im Trikot.
Was sind deine Stärken/Schwächen auf dem Fußballplatz?
Meine Stärken sind mein körperlich robustes Spiel, eine hohe Laufbereitschaft und ein möglichst schnelles Umschaltspiel. Schwächen sind Kopfballspiel, Elfmeterschießen und oft die Chancenverwertung.
Wer ist/war der beste Kicker, mit dem du jemals zusammengespielt hast?
Ronny Nikol.
Was läuft bei euch in der Kabine für Musik?
Unterschiedlich. Vor dem Spiel Elektro Beats und danach auch mal Mitgröl-Schlager.
Welche ist die schönste und welche die schlechteste Sportanlage in der Umgebung?
Ich finde die Anlagen von Union Fürstenwalde oder Grün-Weiß Ahrensfelde praktisch und schön zugleich. Über die Jahre hat sich dort richtig was entwickelt. Schlechte gibt es einige, aber jeder Sportplatz hat irgendwie seinen Charme.
Welche Note gibst du eurer Sportanlage und euren Umkleiden?
Umkleide eins plus und Sportanlage zwei minus. Wir arbeiten dran.
Was nervt dich am Amateurfußball?
Die hohe Bezahlung in den unteren Ligen.
Wer führt die härtesten Zweikämpfe in eurem Kader?
Tino Ramin.
Wer ist das größte Feierbiest in eurem Kader?
Tino Ramin. Zufall? Nö.
Wie sieht bei euch ein idealer Mannschaftsabend aus?
Nach einem Heimsieg Grillerchen im Stadion machen und anschließend in die Hauptstadt in einen der Clubs gemeinsam feiern gehen.
Wann hast du zum ersten Mal FuPa entdeckt und wie bist du draufgekommen?
Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Jedoch eine super Sache. Vor allem der einmalige Statistikbereich. Schade, dass es den erst paar Jahre gibt. Wäre super, wenn meine ganze "Karriere" dort drin wäre. (lacht)
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